Literatur um Acht | Presse

Über die Literatur um Acht

von Mischi Steinbrück

Wie schön allein der Name ist. Um acht, wenn die Ewigkeit beginnt, um acht, wenn der Abend angebrochen ist und die Nachtsonne zu scheinen anfängt, um acht, in welcher Zahl sich doch ein „ach“ verfangen hat und, wer weiß, vielleicht auch um acht, um achtzugeben, achtzuhaben auf die Sprache ...
Um wie vieles besser ist dieser Name als z.B. „Das literarische Quartett“. Nun ja, es geht hier schließlich nicht um Besprechungen und Kritik, sondern NUR um Literatur. Kein Slam, kein Hauen, kein Stechen, kein Kabarettismus, keine Ablache, keine Abzocke ...

Die LITERATUR UM ACHT entstammt einem geistigen Gebilde, das sich wunderbarerweise im Schlamm des herrschenden Kulturbetriebs seine Unschuld erhalten hat. Eine Unschuld, die zitternden, frierenden Seelen so eigen ist wie auf dem Gebiet des Tanzes dem BHUTO-Tänzer.

Für die LITERATUR UM ACHT zu werben ist eigentlich falsch. Oder man müßte eine Geheimtinte verwenden, die ihre Farbe nur jenen zeigt, die gleichermaßen unschuldig und anspruchsvoll zugleich sind, denn ich fürchte immer einen zu starken Besuch, hat sich doch gezeigt, daß die Veranstaltung ihre Qualität bei wenigen Lesenden und auch bei schwächerem Besuch schöner entfaltet als bei all zu vollem Haus. Dann bleibt dem kleinen Kreis Hoffender genügend Raum, genügend Abstand, um auch nach dem Lesen die richtigen Worte an einander zu richten. Keine Kritik, kein Lob. Das gehört zu den Regeln.
Aber natürlich gibt es dank der anarchistischeren Temperamente doch immer wieder winzige Entgleisungen mit Ausrufen der Zustimmung oder Ansätzen von Kritik. Doch unausweichlich verweist hierauf einer der Gründerveranstalter auf die Regel. Und das ist gut so, denn das eigene Konzept, den eigenen Stil, die eigene Genialität zum Maßstab machen zu wollen, führt leicht zur Herabsetzung des davon Abweichenden.
Insofern ist die LITERATUR UM ACHT eine moralische Veranstaltung mit erzieherischem Erfolg, denn das kommentarlose Zuhören zwingt auf die Dauer, Qualitäten auch dort zu entdecken, wo man sie nicht vermuten wollte. Eine beglückende Erfahrung.

Über die Literatur um Acht

von Horst Wollaeger

Im Gegensatz zu anderen vor lauter Erhabenheit geschlossenen Literaturveranstaltungen glänzt die „Literatur um Acht“ durch Lebendigkeit. Unter dieser Lebendigkeit ist auch nicht „slam poetry“ zu verstehen, die selber zur Institution geworden ist, und mitunter Nihilismus verbreitet.

In der LITERATUR UM ACHT treffen sich AutorInnen aus den verschiedensten Herkünften, und neben den hin und wieder stattfindenden musikalischen Darbietungen, haben sich alle der Sprache verschrieben. Auch die Genres und Stile sind vielfältig. Das Spektrum reicht von intensiven, kurzen und starken Lyrikvorträgen bis hin zu hochgebildeten und exzessiv sprachmalerischen Prosatexten, und auch surreal-präzisionsbesessene Sprachbilder des Alltags fehlen nicht.

Das Ganze ist verstörend und vielfältig und lebt von der Unterschiedlichkeit der Texte, Autorinnen und Sichtweisen. Auch die Fähigkeit der Schreibenden zum dynamischen Vortrag ist unterschiedlich. Doch die Moderation verknüpft das Gegensätzliche, und die zeitliche Limitierung der Vorträge führt zu einem spannenden Ineinanderstürzen verschiedener Sprachkosmen.

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